Letzten Monat bin ich an mindestens drei Tagen schwarz gefahren – obwohl ich das eigentlich kein einziges Mal wollte! Aber auch Mobilitätsexperten haben beim Ticketkauf des öfteren so Ihre Problemchen

 Erster Akt: Im Lande der Teutonen

Also gut, beim ersten Mal hatte ich trotz meiner ausgeprägten Erfahrung beim Ticketkauf einfach die beschissenste Verbindung jemals gekauft: fünf Stunden Umsteigezeit, von Mitternacht bis morgens um fünf, am badischen Bahnhof Basel. Glücklicherweise stand da ein Zug rum, der eigentlich genau da hin fahren sollte, wo ich hin wollte: in die Niederlande. Wegen einem sturmbedingten Trassenschaden hatten die Zugbegleiter sowieso besseres zu tun, als mich bei meinem Schläfchen auf einer sehr bequemen Sitzbank zu behelligen. Irgendwann weckte mich dann die Ansage, dass ich auf dem Weg nach Mannheim sei – immerhin schonmal ein gutes Stück rheinabwärts. Nur dass ich natürlich aufgrund meiner Zugbindung weder für diesen noch für die Anschlusszüge ein gültiges Ticket hatte – was glücklicherweise aber niemanden interessierte. Natürlich hätte ich für meinen eigenen Fehler gerade stehen können und fünf Stunden in der Nase bohren können. Aber bei allem was mir die DB schon angetan hat, bring ich sowas einfach nich übers Herz.

Akt Two: Nederlands

Nur etwa 30 Stunden später musste ich dreiviertels durchzechter Nacht musste ich ohne einen Cent in der Tasche von Nijmegen zurück nach Arnhem (das vierte Viertel hab ich bei einem wildfremden Typen verbracht, der gegen morgens um 6 folgende Anfrage bejahte: „Kann ich die nächsten drei Stunden auf Deiner Stunden auf Deiner Couch pennen?“ – funktioniert erfahrungsgemäss ungeführ beim 10. Versuch, einfach nicht unterkriegen lassen, wie beim Trampen :). Nur dass der niederländische Automat dann meine PIN wissen wollte, und da ich mit meiner Kreditkarte normalerweise immer nur unterschreiben muss, wusste ich die natürlich nimmer. Also wieder ohne Ticket in Zug – und wieder Glück gehabt.

Troisième acte: en Suisse romande

Da ich meine nagelneue Sigg-Flasche verbummelt hatte, kam ich mal wieder in letzter Sekunde auf den Bahnsteig gesprintet. Blind vertraute ich darauf, dass ich dem Schaffner das erkären könne wenn er durch den Zug latscht – falsch gedacht. Geht seit fünf Jahren in der Schweiz nich mehr: man muss sich entweder schon auf dem Bahnsteig melden oder sonst notfalls den ganzen Zug ablatschen, bis man einen Schaffner findet. Ansonsten kostet der Spass einen Aufpreis von 90 Franken – für die sich doch wohl ein entnervt-arroganter Aufstand lohnt. Also erzähl ich meine kleine Geschichte auch noch dem Zugführer, der einen wundervollen Kompromiss von 10 Franken Aufpreis aushandelt. Richtig peinlich wirds dann, als meine Karte auch noch abgewiesen wird – kein Wunder bei so nem Monat 🙂 Letztendlich bin ich dann ausgestiegen und hab ein Ticket für 7 Franken für die restliche Strecke gelöst. Kein schlechtes Geschäft bei ner unverbindlichen Preisempfehlung von 117 Franken 50 oder? Jetzt muss ich nur noch zum Schalter gehn und mein Gewissen wieder freikaufen – oder einfach ein Ticket kaufen und es in Filterform meiner Kilometergöttin opfern?

Fassen wir zusammen: wenn man in Deutschland ein Ticket mit Zugbindung kauft, sollte man sehr genau auf die Umsteigezeiten achten. Wenn man nach langer Zeit mal wieder seine Kreditkarte einpackt, sollte man vorher nochmal auf den Wisch mit dem PIN schauen. Und in der Schweiz sollte man im Falle eines hartnäckigen Schaffners in jedem Falle den Zugführer hinzuziehn (und erwähnen, dass man für den VCD bloggt ;).

Was ich nur immernoch nich versteh: Warum schaff ich es als Mobilitätsexperte, der seit zehn Jahren so ziemlich jedes Wochenende auf Achse ist, immernoch nicht weiss zu fahren?! Wenn Ihr auch solche Geschichten erlebt habt, freu ich mich davon zu lesen!

Allzeit viel Erfolg beim Ticketkauf,

Euer Simon

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